Bilanz 2007: Wachstum statt Technologie

Hat die IT-Branche ihr Selbstvertrauen verloren? Erfolgreiche Technologien haben keineswegs das Jahr 2007 geprägt. Vielmehr stoßen die Großen nur leicht wachsende Sparten ab - und kaufen stattdessen prestigeträchtige Startups.

Immer zwischen den Jahren überkommt den Kommentator das große Sinnieren. Was ist das eigentlich für eine komische Branche, die sich seit einem halben Jahrhundert als Lokomotive des Fortschritts versteht? Tatsächlich aber scheint sie seit einigen Jahren eher durch Akquisitionen als durch technologische Durchbrüche geprägt.

Die Entwicklung vor allem der großen IT-Konzerne wie IBM, HP, Microsoft, Oracle, SAP, Infor, Symantec glich in den vergangenen Jahren überwiegend einer Shopping-Tour. Ging es ihnen darum, das branchenspezifische Sprichwort zu widerlegen, wonach nicht die großen die kleinen Fische, sondern die schnellen die langsamen fressen? Woher kommt die Kaufwut? Wie verändert sich dadurch der Markt?

Erfolg ist nicht alles

Der Reihe nach: Irgendwie hat der Spruch über die Fische nie richtig gestimmt. Das einstige Vorzeige-Beispiel AOL kann längst nicht mehr als Erfolgsmodell gelten, und den heute explodierenden Social Networks wird von den Unternehmensberatern weitgehend ein funktionierendes Geschäftsmodell abgesprochen. Und wo nicht, da schlagen finanzkräftige Investoren wie Google oder Microsoft zu.

Aber auch geschäftlicher Erfolg hat in den vergangenen Jahren nicht das Überleben gesichert. Der krisensicher wachsende Markt für Business Intelligence ist völlig demontiert worden. Einem jahrelangen Konzentrationsprozess, in dem sich die Marktführer alle Tools für ein Rundumangebot von Reporting bis Prognostik zusammenkauften, mündete darin, dass genau diese Marktführer von Oracle, SAP und IBM geschluckt wurden. Die Zahl der – noch – unabhängigen BI-Anbieter von Rang lässt sich inzwischen an einer Hand abzählen.

Ähnlich gelagert ist die Situation beim Management von IT-Umgebungen. In den 90er Jahren scheiterten die Frameworkkonzepte von CA, IBM, HP und den ähnlichen Ambitionen von Symantec und McAfee (damals Network Associates), zersplitterten in einen Bauchladen an System- und Netzmanagement-Werkzeugen, nur um jetzt von den gleichen Unternehmen wieder eingefangen zu werden. System-Management heißt heute (möglichst viel und zugleich nichts sagend) Business Service Management und ist Teil von etwas, das sich als geschäftsorientierte IT-Organisation bezeichnen ließe. Diese vage und weit gespannte Aufgabe gibt den Konzernen noch mehr Möglichkeiten, Firmen zu kaufen, etwa für Automation, Prozess-, Security-, Identity-, Qualitäts-, Daten-, Konfigurationsmanagement – und was sich sonst noch alles managen lässt. Insbesondere die ITIL-Komponenten werden von IBM, HP und Konsorten als Einkaufsliste wahrgenommen.

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